Die Achtsamkeitsreise von Billi-Jean & Morgenstern – Teil 2

Billi-Jean und Morgenstern Teil 2: Im Land der grünen Hexe

Ich habe nie gewusst, wo genau im Leben mein Platz ist oder wer genau ich eigentlich bin. Aber es hat so gewirkt. Ich habe mit dem Reiten im Alter von 8 Jahren angefangen und die Pferde waren die einzige Konstante in meinem Leben. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wohin ich wollte. Aber irgendwie habe ich es geschafft meinen Platz zu finden. Meinen Platz – gemeinsam mit Pferden.

Geht es dir ähnlich? Hast du deinen Platz schon gefunden? Wieviel hast du ausprobiert und wie war deine Reise? Oder steckst du noch mittendrin?

Kennst du schon Billi-Jean und Morgenstern? Die beiden haben ihre Reise gerade angetreten und ihre Aufgabe ist es dich als Pferde-Fan dran zu erinnern, wie unbeschwert die Zeit als Kind mit den Ponys war. Ohne Sattel, ohne Trense. Ein einfaches Stallhalfter an das zwei Stricke geknotet waren. Yee-haw!!! Wir waren Cowboy und Indianer, tapfere Kriegers-Töchter oder Dick und Dalli auf dem Immenhof. Alles oder nichts. Die ganze Welt stand uns offen.

Begleite mich in die Welt von Billi-Jean und Morgenstern. Am Ende ihrer Reise wirst auch du sie wieder hören wollen, die leise Stimme aus deinem Inneren, die dich als Kind mit deinem besten Freund – deinem Pferd – hat blind und ohne Worte kommunizieren lassen.

Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, lass es mich wissen. Meine Pferde und ich sind dann für dich und dein Pferd da, um euch auf eurem Weg der Intuition zu begleiten mit Achtsamkeit und Freude.

Im Land der grünen Hexe

„Der Wind, der Wind,

vermisst das himmlische Sternenkind.“

Wie ein Hauch von einem Echo trug der Wind die Stimmen durch die Baumkronen. Billi-Jean kauerte sich noch weiter in sich zusammen. Die Augen aus Furcht groß aufgerissen Ihr Blick schweifte ins Unterholz, über den Weg, auf die andere Seite ins Gebüsch, aber es war niemand zu sehen. Morgenstern stapfte entspannt neben ihr her, fast schläfrig wirkte er. „Sag mal, mein Freund, hörst du das denn nicht?“ fragte sie ihn mit zitternder, angstvoller Stimme. Der große Rappe drehte den Kopf zu ihr und blickte sie fragend an. Da musste Billi-Jean lachen „Na, du bist mir ja echt ´ne Hilfe“. Erneut kam eine Windböe auf, die die flüsternde rauchige Stimme im Gepäck hatte:

„Der Wind, der Wind,

vermisst das himmlische Sternenkind“

„Wer ist da? Lass das und zeig dich“, rief Billi-Jean. Doch sie selbst wäre ihrer eigenen Aufforderung nicht nachgekommen, denn zu viel Angst und Zweifel schwangen mit in ihrer Stimme. „Sonnenschein! Es ist genug! Zeig dich!“ sprach plötzlich klar und deutlich mit Festigkeit und Nachdruck eine Frauenstimme. Erschrocken blieb Billi-Jean stehen, duckte sich zaghaft unter den Hals von Morgenstern und späte ins Unterholz. Aus dem Schatten einer knorrigen alten Eiche trat eine Frau hervor, die in einen grünen Kapuzenmantel eingehüllt war.

„Hab keine Angst, Kleine“ sagte die Frau und schob die Kapuze zurück. Ihre grünen Augen strahlten voll Wärme und Freundlichkeit. Zögerlich kroch Billi-Jean unter Morgensterns Hals hervor. Die Frau streckte ihr die Hand entgegen und sagte: „ich denke ihr zwei solltet euch bekannt machen, denn Sonnenschein wird nicht von Morgensterns Seite weiche. Sie gehören zusammen. Sie sind Licht und Schatten, Freud und Leid, Liebe und Hass, Wachstum und Zerstörung. Hat dir Lukas denn nichts gesagt?“ Billi-Jean riss vor Überraschung die Augen groß auf und flüsterte: „Nein, es ging alles so schnell. Kaum war der Donner verhallt wurde es stockfinstere Nacht und Lukas war einfach spurlos verschwunden. Morgenstern war da, aber niemand sonst. Lukas hat doch auch nur nach Morgenstern gerufen… oder doch nicht?“ Die grün gekleidete Frau lachte und es klang so wohlig und herzlich, dass alle Angst von Billi-Jean abfiel und auch sie lächeln musste. „Typisch Lukas, mit dem Kopf in den Sternen und den Füßen in der Erde. Da vergisst er gern mal das ein oder andere Detail zu erwähnen. Ich bin Levinia, die grüne Hexe des Waldes und das da, hinter dem Busch ist Sonnenschein.“ Levinia bewegte locker das Handgelenk in Richtung Busch, so als wolle sie den Busch wie eine lästige Fliege verscheuchen. Der Busch teilte sich in der Mitte und zum Vorschein kam eine große Fuchsstute, die kess und schelmisch zu Billi-Jean herüberschaute.

Sonnenschein stellt sich vor

Auf einen Wink von Levinia setzte sich Sonnenschein in Bewegung und kam direkt auf Billi-Jean zu. „Ihr seid lange unterwegs und sicher hungrig und müde. In meiner Waldherberge könnt ihr ausruhen.“ sagte Levinia und ging auf einen kleinen Pfad im Unterholz zu. So wohlig hatte sich Billi-Jean schon lange nicht mehr gefühlt und ihr wurde jetzt erst bewusst wie müde sie war. Ihre Beine wollten sie kaum noch tragen, als endlich eine Waldhütte in Sicht kam. Bille-Jean trat die 3 Stufen hoch und fiel auf der Veranda einfach um in einen tiefen Schlaf.

Leises murmeln, blubbern von Flüssigkeit, das Prasseln eines Feuers und der Geruch nach frischem, warmem Brot holte Billi-Jean langsam und sanft aus dem Tiefschlaft zurück ins Leben. Gut gestärkt machte sie sich mit Levinia auf den Weg durch den Wald auf die kleine Anhöhe. Oben angekommen bot sich ein wunderbarer Blick auf das Tal und eine kleine Burg am Fuße des Berges. Morgenstern und Sonnenschein traten aus dem Schatten der Bäume hervor. Es schien, als hätten sie nur auf Billi-Jean gewartet.

„Nimm den kleinen Pfad dort drüben. Er ist sicherer als der direkte Weg“ sagte Levinia zu Billi-Jean und deutete mit dem Kopf nach rechts. „Du schickst mich fort?“ frage Billi-Jean entsetzt und Tränen der Angst und Verzweiflung traten in ihre Augen. „Du weißt, dass du nicht hierbleiben kannst. Deine Reise ist noch nicht zu ende. Ich kann dich auch nicht weiter begleiten, denn ihr werdet die Grenzen meines Reiches passieren müssen, um zur Burg im Reich der Eis-Hexe zu gelangen“ sagte Levinia mit liebevoller Stimme und legte Billi-Jean ermutigend die Hand auf die Schulter. „Eis-Hexe?“, wiederholte Billi-Jean schockiert „warum soll ich denn in ein Reich eintreten, in dem alles zu Eis erstarrt und eingefroren ist?“ „Weil du zu den Eis-Tafeln gelangen musst. Die Eis-Tafeln vervollständigen dir das Pergament, das du aus der Feuer-Burg holst. Die Tafel aus dem Reich des Eises und das Pergament aus dem Reich des Feuers weisen dir mit ihren Hieroglyphen den Weg. Dafür musst du beide gut studieren, zusammenführen und die eine Methode finden, die für dich und nur für dich die richtige ist, sie zu lesen. Wenn du es schaffst alle Hieroglyphen zu übersetzen, richtig zusammen zu führen und das zu tun, was sie so dringend benötigen, dann wird dir der Weg ins Land des Lichts klar erscheinen. So klar wie ein Feuerstrahl die Nacht erhellt.“ „Was? Warte, was denn für Pergamente und was für Hieroglyphen? Wie soll ich das denn alles finden und wissen? Ich bin doch nur Billi-Jean und kein Meister des Wissens“ platze es aus Billi-Jean heraus. Sie war der Verzweiflung nahe und in ihrem Kopf drehte sich alles.

„Du hast Begleiter auf deiner Reise und sie werden dich weise führen. Deine erste Lektion ist zu lernen ihnen zuzuhören, sie zu beobachten, von ihnen zu lernen und einen Weg finden mit ihnen zu kommunizieren. Morgenstern und Sonnenschein folgen dir nicht nur, sondern sie wissen auch Rat“ sagte Levinia und ihre grünen Augen blitzen geheimnisvoll auf. Sie setze den Rucksack ab und wühlte sich in seine Tiefe. Zum Vorschein kamen mehrere kleine Flaschen und Phiolen. „Dies sind Kräuter und Öle des Waldes und der Wiesen aus meinem Reich. Sie stärken dich in Zeiten der Dunkelheit, der Schwäche und des Zweifels. Nutze sie weise, denn wie alles aus meinem Reich können sie nur dann ihre Wirkung voll entfalten, wenn es der richtige Zeitpunkt ist.“ Levinia reichte Billi-Jean die Fläschchen und einen kleinen Sack zum Verstauen. „Danke Levinia“ flüsterte Billi-Jean, „ich nehme an auch ihnen soll ich lernen zu zuhören?“ „Kluges Mädchen“, lachte Levinia und aus dem herzhaften Lachen heraus richtete sie sich groß auf, schloss die Augen und rief „Pergamentus“.

In der Baumkrone zu Billi-Jeans rechter Seite rappelte und zappelte etwas. Ein Berg voll Blätter und kleiner Äste regnete herab und aus der Baumkrone kam eine riesengroße Eule herausgeflogen. Sie kreiste eine Runde über der versammelten Mannschaft und landete dann auf dem Baumstumpf genau zwischen Morgenstern und Sonnenschein. „Pergamentus ist der Herr über die Schriften. Er wird euch erst zur Feuerburg am Ende meines Reiches bringen und dann zur Eis-Festung führen. Wenn du die heiligen Hallen der Schriften betritts hab Pergamentus dicht bei dir. Er wird die Schriftrollen aufspüren, die du benötigst.“ Levinia hob den Arm und zeigte zu dem Pfad den Billi-Jean nehmen sollte. Billi-Jean bedankte sich bei Levinia mit einer Umarmung und am liebsten hätte sie sie einfach nicht mehr losgelassen. „Werde ich dich wieder sehen?“ flüsterte sie leise. „Das wissen nur die Sterne, Billi-Jean. Aber solange wir Hoffnung haben und frohen Mutes sind, wird alles so geschehen wie wir es uns vorstellen“, antwortete Levinia. Billi-Jean nahm all ihren Mut zusammen und gemeinsam mit Morgenstern, Sonnenschein und Herrn Pergamentus auf dem Arm machte sie sich auf den Weg zur Feuerburg.

Herr Pergamentus schließt sich der Gruppe an